Silke Lohölter-Wilhelms mit Wasserhündin Yani

 – Der Hundeführerschein –

Bereits vor der Anschaffung meines lang ersehnten Portugiesischen Wasserhund Mädchens hatte ich einen Plan, was ich später mit ihr anstellen würde. Hundeschule hatte ich auch schon längst organisiert. Dann ging es regelmässig zum Welpenspaß, später in die Junghundegruppe und als Yani das richtige Alter hatte, wurden diverse Sportarten ausprobiert. Agility, Longieren, Mantrailing, Treibball, Flyball, Dogdance, Tricks, Obidience, Rallye-Obedience, Dummytraining etc. Sie machte ALLES mit Freuden. Es gab irgendwie nichts, was ihr keinen Spaß machte und Frauchen war dann auch zufrieden.

In einigen Hundegruppen waren wir verhasst! Hatte ich doch einen Hund, der meist auf Anhieb alles konnte und viel Spass an der Sache zeigte. Das zog oft neidische Blicke auf uns und ich sah den blanken Hass in den Augen der anderen Hundehalter.  2-4x die Woche war und bin ich noch auf irgendwelchen

Hundeplätzen der Republik unterwegs. Wir haben Spaß und geniessen unsere gemeinsame Freizeit. Einige nennen es übertrieben – ich nenne es „geliebtes Hobby“.  Jetzt sollte man eigentlich meinen, mein Hund wäre super erzogen, hört aufs Wort und ist immer gut im Kommando. Hallo? Ich habe einen Portugiesischen Wasserhund, der selbständiges Arbeiten gewohnt ist.

Nachdem meine Lieblings-Hundetrainerin sich zu mehreren Fortbildungen begab und letztendlich auch Prüferin für den DHVE-Hundeführerschein sein durfte, kam ich auf die Idee, das mal auszuprobieren. Zumal dieser Hundeführerschein in einigen Bundesländern schon für „Neu“-Hundebesitzer verpflichtend ist, was ich persönlich für eine sehr gute Sache halte.

Nur aus Spaß habe ich uns angemeldet – konnte ja so schwer nicht sein, immerhin habe ich Yanis Hundeleben lang immer irgendwas trainiert. „Hundeführerschein“ klingt ja auch irgendwie….nicht soooo anspruchsvoll J Im Gegensatz zur Begleithundeprüfung geht es hier nicht nur um Unterordnung, sondern um Alltagstauglichkeit. Der Hund sollte in jeder Lebenslage gut mitlaufen, keine fremden Menschen anspringen (bei einem PWD die besondere Herausforderung), sich in Geschäften und beim Tierarzt gut benehmen.

Die Hundeführerscheinprüfung ist unterteilt in 3 Schwierigkeitsgrade. Natürlich wählte ich den Schwersten – wir sind ja erfahren (dachte ich!!!) Jeder Grad ist dann auch wieder in drei Teile unterteilt: Dem Gehorsamstest auf dem Platz, dem Alltagstest unter Ablenkung in der Stadt  z.B. in Restaurants und Geschäften und dem Freilauftest. Und einen schriftlichen Teil gab es auch, den man prima anhand einer App erlernen konnte. Es ging los mit einfachem Training – so dachte ich: Dem Maulkorb-Training. Für Yani eine ganz besondere Herausforderung. Sie wird in ihrem Leben wohl keine Freundin vom MK mehr werden. Die Prüfungsanforderung ist: Sie musste mit angelegtem Maulkorb 10 Schritte neben mir her gehen, ohne zu versuchen, das Teil loszuwerden. Klingt einfach – war es aber nicht!  Wir haben geübt und geübt und es tatsächlich geschafft – aber 11 Schritte hätten es nicht sein dürfen J Ich bin übrigens auch kein Freund von dem Teil, glaube aber, dass es immer mal Situationen gibt, in denen man es brauchen kann (z.B. bei Auslandsreisen etc.) Dann die üblichen Kommandos Sitz, Platz und Steh. Lächerlich, das können wir aus dem FF (dachte ich!!) .Aber  Letzteres war tatsächlich auch ein Problem. Ich hatte es in Yanis Hundeleben nie geübt, weil ich es irgendwie auch nicht brauchte. In der Tat ist das „Steh“ immer noch ein Problem – bei der Prüfung hat aber alles gut geklappt. Beim Straßenteil dann gingen wir mit lockerer Leine durch eine Fußgängerzone und sind dann in eine Apotheke, wobei Yani an keinem Regal und an keinem Menschen schnüffeln durfte, während ich mich „beraten liess“ (Natürlich waren die Mitarbeiter dort im Vorfeld informiert worden). Dann ging es in einen gläsernen Fahrstuhl –  dieser war recht eng und ein fremder Mensch (mit Einkaufstasche, indem sich irgendwas Leckeres befunden haben musste) befand sich direkt neben uns. Es war schon eine große Herausforderung für meinen kleinen Wasserhund, dem zu widerstehen. Der dritte und letzte Teil war dann auch wieder eine Alltagssituation: Wir gingen im Freilauf spazieren, während uns Spaziergänger (mit und ohne Hund), Radfahrer, Kinder auf Rollern, Menschen mit Rollatoren, Jogger und Walker entgegen kamen und mich teilweise auch in ein Gespräch verwickelten. Mein Hund musste dabei immer abrufbar sein und durfte auch kein Interesse an den anderen Hunden zeigen. Dann stand noch ein Rucksack am Wegesrand: geöffnet und mit lecker stinkenden Sachen darin. Mein verfressenes Fellmonster hat es tatsächlich geschafft, nach kurzem aber bestimmten „Nein“ von mir, dem Ganzen zu widerstehen. Es war ein langer Tag, aber wir waren megastolz, diesen „läppischen“ Hundeführerschein in Stufe 3 mit Bravour bestanden zu haben.

Mein Fazit:  Es war ein gutes Training mit interessanten Neuerungen für mich und meinen Hund, das auch für erfahrene Hundehalter mal sehr spannend ist. Außerdem waren wir eine tolle Trainingstruppe. Wir haben viel gelernt und den Hundeführerschein in der Tasche. Ja ich weiß, klingt immer noch nach keiner Herausforderung – das war es aber erstaunlicherweise doch J

Jetzt fangen wir mal wieder mit etwas Neuem an: dem Hoopers. Uns soll ja nicht langweilig werden.